Wir freuen uns die erste Einzelausstellung der Berliner Künstlerin Susanne Knaack in unserer Galerie in Landshut zu zeigen.
In den 80er Jahren studierte Susanne Knaack bei Georg Baselitz Malerei an der Hochschule der Künste in Berlin. Sie orientiert sich, wie sie selbst sagt, am Kunst- und Abstraktionsbegriff, nicht aber an der neo-expressionistischen Malweise ihres Lehrers. Ihre Orientierung gilt dem abstrakt- expressionistischen Malstil der vorherigen Generation und dessen Lehrers.
Susanne Knaack wurde intensiv von der Kunstauffassung Baselitz‘s geprägt, der das Bild vom Narrativ und jedem Pathos löste, indem er es auf den Kopf stellte. Es ging ihm um die Organisation von Farbe und Form auf der Bildfläche und der Loslösung vom persönlichen Inhalt des Bildes. Auf diese Weise inhaltsleer geschaffen, sind Baselitz’s Bilder nicht narrativ, sondern lediglich formal zu betrachten. Das Auf-den-Kopf-Stellen des Motivs bereits während des Malvorgangs abstrahiert den Bildgegenstand und stellt ihn als reine Form dar. Genau dies übernimmt Knaack bei ihrem Malvorgang, den sie noch einmal dadurch erschwert, dass sie die flüssige Farbe auf der Leinwand in Bewegung versetzt und daraus ihre Bilder entstehen lässt. Sie beschränkt sich auf weiße und schwarze Acrylfarbe sowie die daraus entstehenden Grautöne und gibt ihrer Malerei eine aus der Schwarzweißphotographie bekannte Bildästhetik.
Das Verblüffende und Bestechende der Bilder von Knaack ist die scheinbar nahezu fotorealistische Darstellung von Naturszenarien, insbesondere von Seestücken und Sturmbildern. Das heißt, trotz des totalen Verzichts auf jedes Narrativ und der rein formalen, durch ihre Entstehungsart in der Einflussnahme sehr beschränkte Bildgestaltungsweise entstehen Bilder, die in der Phantasie des Betrachters genau diese Narrative und die Abbildung von Naturszenarien in ihrem natürlichen Pathos erzeugen. Der Betrachter sieht archetypische Bilder, die er kennt, oder glaubt zu kennen, jenseits jeder individuell- künstlerischen Autorenschaft. Archetypische Bilder, die wir Menschen in uns tragen und die von Anfang an zu uns gehören. Ihre Bilder sind „wie die Natur“, so sagt die Künstlerin selbst. Und dieser Begriff lässt sich sogar in zweierlei Hinsicht deuten. So erschafft die Künstlerin nicht nur vermeintlich realistisch anmutende Naturszenarien, sondern ihre Bilder entstehen auch wie die Natur aus sich heraus.
Das Besondere der Bilder von Susanne Knack ist, dass sie, obwohl sie eine völlig vom Narrativ gelöste und formal weitestgehend unbestimmte Bildsprache verwendet, den Betrachter mit seinem eigenen archetypischen Bildvokabular erreicht und ihn dazu bringt, sich einer intensiven Betrachtung von sich selbst in der Welt zu stellen. Wir brauchen solche Bilder, um die notwendige Transformation heutiger Zivilisationen zu begreifen und um zu verstehen, dass die Prozesse im Letzten physikalischer oder geologischer Natur sind und als solche nicht gestoppt, maximal verzögert werden können. Dies wiederum spiegelt der konsequent physikalisch abstrakte Herstellungsprozess der Bilder brillant wider.
(Wolf Guenter Thiel)
Ausstellungseröffnung: 27.09.2023, 19.00 – 21.00 Uhr
Ausstellungsdauer: 27.09. – 20.10.2023