Karin Kneffel kuratiert eine Gruppenausstellung mit ihren Meisterschülern/Innen in der Galerie Jahn.
Karin Kneffel gehört zweifellos zu den derzeit angesehensten und bekanntesten Künstlerinnen Deutschlands. Als Meisterschülerin von Gerhard Richter wurde sie stark, von einem der für die zeitgenössische Malerei international wichtigsten Impulsgeber, geprägt. Diese Prägung und die Erfahrungen mit ihrer hieraus erwachsenen künstlerischen Arbeit gibt sie seit vielen Jahren an der Akademie der Bildenden Künste in München an ihre Studenten weiter. Es ist das genuine Interesse an Malerei und der ungebrochene Glaube an die Kunst, die alle ihre Meisterschüler auszeichnet. Der unbedingte Glaube an die eigene gestalterische Kraft und des persönlichen Ausdrucks. Für die Galerie Jahn wählt sie jetzt Positionen von Meisterschülern aus und stellt sie in einer Gruppenausstellung zusammen. Diese Ausstellung stellt vier ihrer Meisterschüler vor von welchen sie überzeugt ist, dass sie ihren künstlerischen Weg erfolgreich beschreiten und weiter beschreiten werden.
Felix Rehfeld entwickelt seine Bilder virtuos, indem er die Farbe bewusst in ihrer Materialität einsetzt. Farbe ist für ihn ein Mittel um einerseits abzubilden und andererseits Material in seiner faszinierenden Vielschichtigkeit als Substanz zu zeigen. Die so entstehenden, skulpturalen Bilder spielen mit der Differenz von Abbild und Material. Rehfeld geht hierbei von einer photographischen Vorlage aus und setzt seine Malerei abstrakt, bildräumlich und kraftvoll um. Die Bilder faszinieren durch ihre Abbildhaftigkeit, die trotz des hohen Abstraktionsgrades fast realistisch anmuten. Es geht ihm um Malerei, die ihre Begründung durch den individuellen Duktus und die selbst gewählte persönliche Bildauffassung findet und brillant behauptet.
Sibylle Springers Bilder sind vielschichtig und beziehungsreich. Es sind keine einfachen Abstraktionen, sondern Resultate langer und intensiver Recherchen. Recherchiert werden historische Kunstwerke und ihre Entstehungsgeschichte. Diese abbildhaften Vorbilder werden von ihr inhaltlich und formal bis ins kleinste Detail nachvollzogen und dann in einem komplexen Abstraktionsprozess malerisch umgesetzt. Ergebnisse sind wunderschöne abstrakte Bilder, die nicht mehr oder nur kaum auf ihre Vorbilder deuten, sondern als Ergebnisse eines individuellen, komplexen und höchst subjektiven Kunstprozesses gelten können.
Jonah Gebka arbeitet mit klassischen Bildsujets der Malerei. Die Bilder leben von der Vielschichtigkeit bekannter Bildsujets und ergänzen jene Hintergründigkeit, die wir aus Filmen oder Romanen kennen. Ein Landschaftsbild ist heute nicht mehr die Abbildung oder die Erinnerung an einen realen Ort, sondern Ort diverser Bildgeschehen, die wir mit ihm assoziieren. Es können neben persönlichen Erfahrungen auch Szenen aus Filmen, Erzählungen oder den Bildübersichten heutiger Recherchemaschinen sein. Gebka bedient sich klassischer Malmethoden der Öl- und Aquarellmalerei sowie unterschiedlicher Kopiertechniken und Computerprogramme. Ergebnisse sind komplexe Bildmetaphern, die Fragen zum Bild und zu den heutigen medialen Umsetzungen derselben stellen und auf eindrucksvolle Weise beantworten.
Marile Holzner steht mit ihrer Arbeit in der Tradition der Kunst, die sich mit dem Objekt beschäftigt. Ein Bild ist ein Objekt und kein Abbild von etwas und verkörpert kein Bildgeschehen. Es ist das, was es ist und sieht sich in der Tradition von Minimal, Konzept oder Prozesskunst mit ihren teilweise ironischen Brechungen der Postmoderne. Es geht um formale Aspekte und es geht um Verhältnisse von Bildelementen und Kompositionen. Sie arbeitet mit industriell gefertigten Papieren oder Holzplatten, auf die sie Strukturelemente oder Zeichnungen zeichnet oder malt. Diese Basisflächen werden dann zerschnitten und neu zusammengesetzt. So werden die beschnittenen Basisflächen und die darauf befindlichen Strukturelemente neu zusammengesetzt und die industrielle Vorform und die Strukturzeichnungen werden mit der resultierenden neu zusammengesetzten Form ins Differenzverhältnis gesetzt. Ziel ist die Konstruktion von komplexen und vielschichtigen Objekten.
Heute sehen wir die aktuelle Kunst nicht mehr aus der Blickperspektive einer formalistischen Moderne oder einer polemischen Postmoderne, sondern wir betrachten den individuellen Künstler und seine persönliche und subjektive künstlerische Ausdrucksweise. Diese Sichtweise der letzten Jahre sucht wieder und vor allem nach der Individualität und der persönlichen Konsequenz im Werk des oder der Einzelnen. Es sind Überzeugungen und Haltungen zur Kunst und die künstlerische Konsequenz und Stimmigkeit der Arbeit, die dem Betrachter den stärksten Eindruck vermitteln. In dieser Gruppenausstellung wird uns dies auf eindrucksvolle Weise vor Augen geführt.
Die Künstler:
Jonah Gebka
Marile Holzner
Felix Rehfeld
Sibylle Springer