Martijn Schuppers gehört der Generation von Künstlern an, die sich in ihrer anfänglichen künstlerischen Arbeit in den späten 80er Jahren an der spätmodernen Farbfeld- oder Hard Edge Malerei orientierten. Hard Edge bezeichnet eine Malerei, die nichts darstellt und von nichts abstrahiert und stattdessen schablonenhaft, flächig und geometrisch mit harten Bildkanten arbeitet und abgegrenzte Farbflächen gegeneinander setzt. Maler wie Ellsworth Kelly, Kenneth Noland oder Frank Stella gehörten zu ihnen. Frank Stella bringt es für sich auf den Punkt: „Du siehst, was Du siehst“. Die Möglichkeiten der subjektiven Malerei wie sie noch von den abstrakten Expressionisten oder wiederum von den Neo-Expressionisten formuliert wurde, schien für sie verbraucht und rückwärtsgewandt. Sie malten Bilder ohne Narrative in einer möglichst einfachen Bildsprache. Martijn Schuppers und andere zielten wie ihre Vorbilder noch auf die genuine Bilderfindung. Sie suchten nach einer progressiven Entwicklung insbesondere innerhalb der eigenen Arbeit.
Spätestens in den späten 80er Jahren wurde aus dieser spätmodernen, bis dahin vorherrschenden eine von vielen verschiedenen Kunstauffassungen. Wie reagierte ein Künstler wie Schuppers auf diesen postmodern geprägten ausdrücklich subjektiven Stilpluralismus? Er entwickelte und entwickelt bis heute seine eigene Art der Malerei mit verblüffenden und brillanten Bildeffekten. Er entwickelt seinen eigenen Stil und seine eigene Technik des Auftrags von Farbe auf Leinwand. Es ist nichts anderes als Farbe auf Leinwand. Die Brillanz der Bilder entsteht durch den Einsatz der Technik des Farbauftrags und der malerischen Finesse. Es ist ein Forschungs- und Verfeinerungsprozess mit der er seine Arbeit fortwährend entwickelt. Diese Bildforschung und die Erforschung neuer Bildtechniken sind bis heute eine Besonderheit seiner Arbeit und sie entwickelt sich genuin und progressiv.
Heute sehen wir in den Arbeiten von Martijn Schuppers brillante Tafelbilder. Wir sehen was wir sehen! Aber was sehen wir wirklich? Wir sehen nicht die Materialität von Farbe auf der Leinwand. Wir sehen nur das, was wir wieder erkennen! Und was erkennen wir wieder? Es könnten bei manchen Bildern geologisch präzise geführte Schnitte durch Stein oder bei anderen ultrascharfe Satellitenbilder eines fremden Planeten sein. Die Brillanz ergibt sich durch ihre vermeintliche Präzision und die Schärfe der scheinbaren Abbildung. Selbst wenn die wenigsten von uns je einen geologischen Schnitt durch einen Stein in seiner amorphen Qualität oder ein Satellitenbild eines anderen Planeten gesehen haben dürften, so stellen wir uns solche Bilder genau so vor. Wir setzen das Bild für uns in unserem Kopf auf Grund unserer eigenen kulturellen Kompetenz zusammen. Die Bilder selbst schaffen eine Präzedenz, die sich in unsere eigene Vorstellungswelt einprägt.
Wie stehen die Bilder von Martijn Schuppers im Verhältnis zu den uns heute bewegenden Themen? Der französische Philosoph Bruno Latour spricht von dem Terrestrischen in unserer heutigen Zivilisation. Er meint damit, dass die Menschheit die geologische Gegebenheiten der Welt substantiell verändert und sie nachhaltig beschädigt. Bilder wie die von Schuppers, gerade die „planetarischen“ Bilder, haben einen solchen Effekt, sich die terrestrische Komponente menschlichen zivilisatorischen Handels nachhaltig ins Bewusstsein zu rufen. Terrestrisch meint allgemeinverständlich die Erde betreffend und von Ablagerungen und geologischen Vorgängen gebildet. Wenn wir nun geologisch durch künstlerisch ersetzen, haben wir eine sehr schlüssige Beschreibung der Bilder von Martijn Schuppers. Die Bilder zeigen materialistisch gewendet nur ihre Farbsubstanz. Die von uns auf sie projizierte Bildmetaphorik ergibt sich durch unsere eigene Bild- und Erfahrungswelt.