„Die Natur ist still und weise“, so lautet ein trefflich formulierter Dichterspruch. Was der Autor in Worte kleidet, überträgt Leif Trenkler in seinen aktuellen Arbeiten in individueller Weise in das Medium der Malerei und bedient sich dabei altmeisterlich einem Holzgrund als Bildträger. Der Künstler spielt dabei bewusst mit von ihm aktualisierten Darstellungstraditionen, wie etwa den verklärten Vorstellungen des mythischen Arkadiens als Ausdruck idyllischer Natur und gelebter Freiheit oder romantisch idealisierten Kraft- und Rückzugsorten im Mondschein.
Trenkler ist ein feiner und achtsamer Beobachter mit Gespür für die besonderen und eindrücklichen Momente des Innehaltens und der Selbstreflexion des Menschen im Angesicht der ihn umgebenden Natur. Der Künstler versetzt uns an Sehnsuchtsorte wie karibisch-tropische Szenerien, von Zypressen gesäumte italienische Alleen, nächtliche vom Mondlicht beschienene Park- und Ruinenlandschaften und lässt uns an Morgenstimmungen teilhaben, wenn die Natur samt dem sprichwörtlich frühen Vogel erwacht und die Hektik des Alltags noch ein wenig auf sich warten lässt.
In diffuses, flirrendes Licht getaucht, manchmal gleißend, wenn die Sonne im Zenit zu stehen scheint, dann wieder im silbern schimmernden Schein von Mond und Sternen, zeigt Trenkler situative Auszeiten und bewusst wahrgenommene Momente von Zeit und Ruhe, Reiseerinnerungen und zelebrierten Müßiggang. Zuweilen wirken seine Landschaften wie unter einer Vakuumglocke seltsam entfremdet und entrückt, modellhaft distanziert, wenn er bspw. Rasenflächen zu einer einheitsgrünen Fläche reduziert oder gebaute Strukturen wie filigran konstruierte Architekturmodelle erscheinen lässt. Dann wiederum gerät durch seine mitunter verschleierte Malweise, in der das Blattwerk der Natur mehr angedeutet als präzise definiert wird, die Szenerie zu einem visualisierten Gesamteindruck, dem sich einzelne Beobachtungen unterordnen, wie man dies von leicht verblassten Erinnerungen und oder auch vagen Traumbildern her kennt. Gelegentlich kommt es zu einer intensivierten Übersteigerung im farblichen Ausdruck, die das gegenständliche Motiv ein Stück weit abstrahiert und in den sich verselbständigen Eigenwerten der Farbe dramatisch aufzuladen scheint, wie Farbfilter oder Gegenlichtreflexe bei einer Fotografie.
Die Begegnung von Mensch und Landschaft ist bei Trenkler in harmonisch ausgewogene Kompositionen eingebunden und schildert die Sehnsucht nach Harmonie und Ruhe im Einklang mit der Natur. Dabei umweht die Bilder in ihrer eingefangenen und konservierten Momenthaftigkeit ein Hauch von Melancholie und Wehmut, geschuldet dem Wissen, um die Unverlässlichkeit dauerhafter Glückseligkeit und der Vergänglichkeit und Flüchtigkeit des Hier und Jetzt durch die beständig fortschreitende Zeit. Immer wieder offenbart sich der Kontrast von organisch gewachsener Natur und von Menschenhand erschaffener technischer Konstruktion, wie dies etwa in den Architekturen und Poollandschaften der schicken Glasbungalows und deren gut situierten, auf ihr Äußeres bedachten Bewohner sichtbar wird. Der als Einheit empfundenen Natur wird die Künstlichkeit im Zuge deren Urbarmachung durch den Menschen entgegengesetzt. In Parks und Alleen wird Natur kultiviert und nach Plänen domestiziert und inszeniert. Neben einem grasenden Pferd in tropischer Landschaft erkennt man unweit davon das durchaus unheilvoll anmutende Heck eines Flugzeuges, als ein Sinnbild des technischen Fortschritts und dem beständigen globalen Vordringen des Menschen in die letzten sogenannten Paradiese dieser Welt. Doch wie bei Caspar David Friedrich vermittelt auch bei Trenkler eine romantisch inszenierte Ruinenlandschaft, dass alles seine Zeit hat und von der Natur letztlich überdauert wird.
Dr. Veit Ziegelmaier