Come as you are - Kate Waters

21.06.2023 - 28.07.2023
Galerie Wolfgang Jahn | Landshut

Bilder der Ausstellung


Beschreibung

Mit der Ausstellung “Come as you are” zeigt die Galerie Wolfgang Jahn in Landshut eine Personale der 1964 in Kanada geborenen Künstlerin Kate Waters, die in London Kunst studierte und heute in Düsseldorf lebt und arbeitet. Die Werkschau präsentiert ausgewählte Malereien und Grafiken aus ihrem aktuellen Schaffen.

Ausgangspunkt für Waters hyperrealistisch anmutende Bilder sind vielerorts entstandene Fotografien, die die Künstlerin im Nachgang digital bearbeitet und mit präziser Akribie zu eindrucksvollen und sinnhaft aufgeladenen Kompositionen in das Medium der Malerei und Grafik transformiert. Die zugrundeliegenden Motive wirken auf den ersten Blick wie beiläufige Schnappschüsse alltäglicher Situationen, flüchtige, vermeintlich banale und triviale Momentaufnahmen, denen man gemeinhin keine gesteigerte Aufmerksamkeit oder Bedeutung beimessen würde. So zeigt uns Waters Einblicke in urbane Szenerien mit atmosphärischen Lichtstimmungen bei Tag und Nacht: Das Interieur einer Bar oder eines stilvollen Cafés samt der dort zufällig anwesenden Besucher sowie deren Verhaltensweisen geraten in den Fokus der Beobachtung und des Interesses. Ebenso belebte Straßenszenen mit weitgehend anonymisierten Passanten, die Ampeln überqueren, in Fußgängerzonen und auf Gehsteigen flanieren oder auch ein einander zugeneigtes Liebespaar im Park. 

Durch den Akt der bewussten Auswahl des Motivs, dem übersteigert wirkenden Bildformat und dem hingebungsvollen, intensiven Malprozess werden die oftmals sonst wohl nur im Augenwinkel wahrgenommen Szenen ihrer ephemeren Existenz dauerhaft beraubt und bildhaft entrückt, ja ein Stück weit monumentalisiert und mit Bedeutung aufgeladen. Waters weist uns an, achtsam zu sein, das Augenblickliche bewusst zu erleben und zu erfahren. Sie zwingt uns genauer hinzusehen, das Besondere im Moment zu entdecken, das, was uns durch den priorisierenden Filter unserer alltäglichen Orientierung verborgen bleibt und schließlich das Gesehene mit dem eigenen emotionalen und erlebten Erfahrungsschatz situativ abzugleichen. In ihrer Kunst wird der flüchtige Moment nachhaltig. Nicht das Großereignis, der Augenblick des Besonderen rückt ins Zentrum der Betrachtung, sondern, die Besonderheit des Augenblicks. Waters thematisiert den Alltag in seiner ephemeren Ästhetik und spiegelt das Gewohnte und Gewöhnliche in seiner Sorglosigkeit und seinem Überfluss, aber auch in der subtilen Dramatik zwischenmenschlichen Verhaltens zwischen (nonverbaler) Kommunikation und Sprachlosigkeit, Anonymität und Zugewandtheit wider. Nicht selten beschleicht einem beim Betrachten der Bilder auch das Gefühl von Ungewissheit, welches dem Augenblick als eine Brücke zwischen Gegenwart und Zukunft innewohnt. 

Der Eindruck einer fotografischen Momentaufnahme verstärkt sich bei Waters auch dadurch, dass sie typische Phänomene und Effekte dieses Mediums in ihre Malereien übernimmt. So z.B. Überbelichtungen, wie man sie von Gegenlichtaufnahmen her kennt, die die Details in dem entsprechenden Bereich des gleißenden Lichts buchstäblich ausblenden und gesteigerte Hell-Dunkel-Kontraste hervorbringen. Aber auch Bewegungsunschärfen, bei denen durch längere Belichtungszeit bewegte Objekte zu geisterhaften Schlieren werden und die Lichter vorbeifahrender Autos als verschleierte Farblinien im Bild präsent bleiben, finden sich in ihren Bildern wieder und evozieren eine Dynamik, die die Beständigkeit des steten Wandels suggeriert. Am Ende steht jedoch das sinnliche Erlebnis von Malerei, deren aufgetragenes Pigment man spürbar erahnen kann, gesehen durch das Medium der Fotografie.

Auch der gewählte Titel der Ausstellung, der unweigerlich an einen bekannten Song der seinerzeit unprätentiös auftretenden Kult-Grunge Band Nirvana erinnert, lässt sich assoziativ und deskriptiv mit den Bildwelten von Kate Waters in Verbindung bringen: So suggeriert “Come as you are“ letztlich Spontaneität, Authentizität und Lebensnähe.                                                      

Dr. Veit Ziegelmaier