Die Galerie Jahn freut sich, die Ausstellung "Poetics of Landscape" mit neuen Werken des chinesischen Künstlers Heng Li zu präsentieren. Es sind großformatige, virtuose Landschaftsbilder, die Feldlandschaften mit dramatischen Himmelskulissen zeigen. Der phantastische Realismus der Arbeiten zeigt einen faszinierenden Grad an Abbildhaftigkeit und gleichzeitig eine geheimnisvolle, spirituelle Tiefe, die den Betrachter in ihren Bann zieht.
Heng Li gehört der Generation von Künstlern Chinas an, die schon die Vorzüge eines wohlhabenden, international hochvernetzten Landes genießen. Er studierte Malerei am I. E. Repin-Institut für Malerei, Plastik und Architektur in St. Petersburg und an der Akademie der Bildenden Künste Nürnberg und schloss sein Studium 2010 bei Prof. Ottmar Hörl als Meisterschüler ab. Seither lebt und arbeitet er in München und zeigt seine Arbeiten in diversen Einzel- und Gruppenausstellungen vorwiegend in Europa und China.
Die Bilder sind großformatige Landschaftsbilder in denen der Künstler die Welt und das Leben in Form von Wiesenlandschaften darstellt. Diese erinnern an Landschaften der Mongolei oder der Hochplateaus Tibets. Man spürt, wie der Wind durch die Felder weht und die Wolken die Lichtverhältnisse immer wieder zu verändern scheinen. Dazu kommt die spektakuläre Darstellung des Himmels mit seinen Wolken und Lichtphänomenen. Der Künstler benutzt bei der Entwicklung der Landschaften immer wieder die Zentralperspektive. Hierbei setzt er die Bilder aus verschiedenen Fluchtpunkten und Perspektiven zusammen. Das Besondere ist, dass er mit Wischtechniken den Himmel und mit Schabtechnik die Gräser so abbildhaft darstellt, dass sich der Effekt von Realismus einstellt. Diesen Realismus bricht er jedoch insbesondere im Bereich des Himmels, in dem er Farbspuren stehen lässt, die wie Lichtphänomene erscheinen. Lichtphänomene, die wir mit dem Mittel der Wetter- oder Naturbetrachtung nicht als realistisch beurteilen würden. Hier setzt die Rezeption der Bilder an. Der Betrachter sieht sich veranlasst, die Phänomene vor seinem eigenen Erfahrungshorizont inhaltlich zu fassen. So unterstreicht der Künstler in den Bildern den hohen meditativen Charakter und ermöglicht dem Betrachter für sich selbst mögliche spirituelle Bezüge zu ziehen. Die Bilder spiegeln eine tiefe Verwurzelung des Künstlers mit den spirituellen Quellen chinesischer Philosophie wie dem I Ging wieder und lassen ebenfalls Bezüge zum Zen-Buddhismus erkennen.
Die Galerie Jahn zeigt mit Heng Li eine wunderbar poetische Einzelausstellung, die die Reihe zum Realismus in der Malerei fortführt und mit dieser zeitgenössischen Position gleichzeitig deutlich den internationalen Charakter des Galerieprogramms erweitert.
(Wolf Guenter Thiel)