Am Anfang war ein Neubeginn. Es war um die Jahreswende 1987-1988. Georg hatte den Hype der 80er Jahre hinter sich gelassen und sich auf eine Insel zurückgezogen. Einem impressionistischen Bedürfnis freien Lauf lassend, widmete er sich Natur- und Aktzeichnungen und einem großformatigen Gemälde, das das Lichtspiel von Seifenblasen zum Gegenstand hatte. Mehr als ein Jahr hat er daran gearbeitet. Nach seiner Vollendung wurde ihm klar, dass es ihm dabei um mehr ging als das Bild leisten konnte: um etwas Neues, Unvorhergesehenes. Das Diktum simpel verstandener Postmoderne, dass es nichts Neues mehr geben kann, wollte er nicht akzeptieren. Das Bild entstand aus diesem Widerwillen, es artikulierte die Ambition, ein singuläres, eigenständiges Bild zu schaffen, wissend, dass das unmöglich zu sein scheint, für ihn aber unbedingt notwendig ist. Das Bild zeigte dieses dennoch, diesen über es selbst hinausgehenden Wunsch. Aber es erfüllte ihn nicht. Georg wurde klar, dass er mit den Mitteln konventioneller Malerei nicht weiterkam. Es mussten andere Methoden erfunden werden. Da kam ihm die Idee, keine Seifenblasen zu malen, sondern mit Seifenblasen zu malen. Ein Schritt ins malerische Niemandsland, auf dem Weg zu einer Neuerfindung der Malerei.
Seit mehr als dreißig Jahren verfeinert Georg eine Methode der Bildproduktion, die das Eigenleben chemischer Prozesse, die beim Zerplatzen von Seifenblasen entstehen und selbständig Bilder generieren, mit einbezieht. Die so entstehenden Soap-Bubble Paintings sind mehrstimmig. Bei verändertem Lichteinfall und von Blickwinkel zu Blickwinkel wechseln sie ihre Farben. Ein Soap-Bubble Painting ist verschiedene Bilder. Grundsätzlich sind sie als bezugslose, nicht-figurative Abstraktionen komponiert, die Repräsentation zu vermeiden suchen, als solche aber Assoziationen gegenüber offen sind. Vereinzelt gibt es aber auch post-ungegenständliche Soap-Bubble Paintings mit beinahe eindeutigem Inhalt. Zum Beispiel eine aktuelle Seifenblasenversion von Georgs frühem politischen Bild Demokratie (1981), ein Soap-Bubble Painting nach Wolfgang Tillmans‘ Fotografie Man Pissing on a Chair (1997) und eine Kreuzigung. - False Memories und Broken Concepts nennt Georg die Zutaten, die die Produktion der neuen Soap-Bubble Paintings kennzeichnen: gebrochen autonome, unvorhergesehene Bilder. - Georg betont: „Broken Concepts, False Memories und Bubbles without Bubbles!“
Wilfried Dickhoff
Ausstellungseröffnung: Donnerstag, 9.9.2021, 18.00-21.00 Uhr
Ausstellungsdauer: 9.9. – 23.10.2021
Diese Ausstellung wird von der Stiftung Kunstfonds als Teil des Programms NEUSTART KULTUR gefördert.