Mit der Ausstellung „Berg. Weitsicht“ zeigt die Galerie Wolfgang Jahn in München eine kuratorische Auswahl generationsübergreifender künstlerischer Positionen, die sich mit der Darstellung von Bergen als thematisches Motiv auseinandersetzen. Zu sehen sind Malereien von Herbert Brandl (*1959), Sven Drühl (*1968), Felix Rehfeld (*1981), Hubert Scheibl (*1952) und Bernd Zimmer (*1948) sowie Skulpturen von Stephan Huber (*1952).
Im 19. Jahrhundert erlebte die Darstellung von Bergen in der Landschaftsmalerei ihren Höhepunkt. Mit den aufkeimenden nationalistischen Tendenzen zu Beginn des 20. Jahrhunderts, insbesondere im deutschen Nationalsozialismus, wurden Berge zum Sinnbild monumentaler, unverrückbarer Erscheinungen politisch ideologisiert und als Ausdruck von Macht und Stärke wie auch tief empfundener Heimatverbundenheit propagandistisch instrumentalisiert. Aufgrund dieser verknüpften und ihren Schatten vorauswerfenden Sehkonvention galt die Darstellung von Bergen in der Gegenwartskunst lange Zeit als ein Tabu. Bergdarstellungen hielten daher erst wieder zaghaft Einzug in die Kunstwelt. Die Berge mussten entideologisiert und in ihrer ursprünglichen Schönheit und Faszination neu entdeckt werden.
Die hier gezeigten Künstler interpretieren das Bergthema in individuell unterschiedlichen stilistischen wie auch thematischen Ausrichtungen. Dabei reicht die Bandbreite von expressiv gestischen, auf die Wirkmacht der Farbe und den Schwung des Malvorgangs setzenden Abstrahierungen, wie bei Herbert Brandl, Hubert Scheibl und Bernd Zimmer, über formale Dekonstruktionen mittels stilisierter Formen und bis zu pastosen Farbflächen reduzierten Landschaftselementen wie dies in den Bildern von Felix Rehfeld der Fall ist. Dagegen muten die gekonnt auf wesentliche Charakteristika reduzierten und ein kontrastreiches Hell-Dunkel-Spiel aufweisenden Arbeiten von Sven Drühl fast schon wie grafische Drucke an, in denen sich die Berggrate scherenschnittartig und gespenstisch gegen den Himmel abzeichnen. Demgegenüber stehen Stephan Hubers raumgreifende Skulpturen, die schlicht in weiß gehaltene, ihren Sockeln entwachsende Bergmassive zeigen, welche eindrucksvoll und aussagekräftig als Miniaturmodelle wiedergegeben werden.
Dr. Veit Ziegelmaier