In der Ausstellung C’est la vie, Sellerie werden neue Arbeiten des Bildhauers Michael Sailstorfer (*1979 in Velden) präsentiert. Dem Grundsatz René Decartes folgend „Ich denke, also bin ich“, stehen Sailstorfers „Brain“-Skulpturen im Zentrum der Werkschau. Die aus ineinander verwobenen Seilen geformten Gehirne machen den endlosen Prozess des Denkens sichtbar, wobei sich die Schwere dieses Prozesses in schwarz patinierten, bronzenen Gedankenschleifen manifestiert. Als Gruppe angeordnet, vernetzen sich die „Brains“ miteinander, bedingen sich gegenseitig, kreieren eine energetisch aufgeladene Szenerie.
Unweigerlich verknüpft mit dem Denken und Voraussetzung für jedes Leben ist die Atmung. Das Ein und Aus der Lunge legt sich in dieser Ausstellung wie ein dichter Soundteppich auf die Kulisse. Erzeugt wird dieses Geräusch von zwei alten Benzintanks, die der Künstler in für ihn typischer Manier transformiert, damit ihrer ursprünglichen Funktion beraubt und neu kontextualisiert hat. Das Ergebnis sind Wandobjekte („Tank 1/2“), deren hohle Körper durch ihren Atem miteinander zu kommunizieren scheinen. Atmet ein Tank ein, atmet der andere aus. Aktion und Reaktion. Die leeren Tanks werden mit neuem Inhalt gefüllt. Sailstorfer haucht den Objekten spielerisch Leben ein und lässt Menschengemachtes menschlich werden. Während der Betrachter noch versucht, sich in diesem Schauspiel zurechtzufinden, ist er bereits Teil des Ganzen.
C’est la vie, Sellerie ist eine Ausstellung, in der es um Beziehungen geht, um Kommunikation und Kausalitäten. Gezeigt werden großformatige Leinwandarbeiten („Brain 1/2“) und Kleinformate in Mischtechnik („Ear 1/2“), die wie Körperteil-Studien anmuten. Haben die Wände in einem Raum sinnbildlich Ohren („I can hear you 8“), duellieren sich in einem anderen Raum aus der Form geratene Pistolen, die sich längst selbst entwaffnet haben („Gun 3/5“). Zwei in Komplementärfarben gestaltete Neonstränge scheinen sich magentisch anzuziehen und vereinen sich zu einen festen Knoten („Kreuzknoten RG“), während eine monumentale Träne („Heavy Tear 49“) dem abstrakten „Selbstportrait (21.11)“ des Künstlers eine vermeintlich melancholische Note verleiht.
Michael Sailstorfer macht sich in seinen Objekten eine große Bandbreite verschiedener Materialien und Techniken zunutze. Immer im Fokus: das ironische Zusammenspiel, der Dialog zwischen Werk und Betrachter sowie den Werken untereinander. Seine Arbeiten sprechen die Sinne an. Sie wollen mit Bedeutungen versehen werden und erhalten ihre Daseinsberechtigung erst durch Interaktion.