Troubling Matter legt den Fokus auf den Hauptakteur in Michael Sailstorfers Praxis, das Material. Gezeigt werden Skulpturen, Fotografien und Videos, die den Bezug zur Sphäre des Gegenständlichen thematisieren. Durch beständiges Arbeiten an und mit dem, was vorhanden ist, findet der Künstler stets neue Antworten auf die Frage, wie heute bildnerisch formuliert werden kann. Er greift Versatzstücke aus alltäglichen Zusammenhängen heraus und macht sie durch Dekonstruktion und Umgestaltung anschlussfähig für vielseitige Narrative. Situationsbezogen prüft er Materialien von unterschiedlicher Stofflichkeit auf ihr raumbesetzendes und -veränderndes Potenzial. Damit wird eine bestimmte Tradition der kinetischen und (post-)minimalistischen Skulptur der 1960er-Jahre vor der Folie zeitgemäßer Verknüpfungen von Technik, Mensch und Natur aktualisiert.
Unter den Schlagwörtern Troubling Matter erzählt das gezeigte Material von seiner vorherigen Nutzung in anderen Zusammenhängen. Zugleich entfaltet es in der künstlerischen Neubestimmung eine eigenständige Präsenz – und mutet mithin menschenähnlich an. Durch klaffende Öffnungen und poröse Wände lassen Betonruinen porträthafte Züge aufblitzen; Landhäuschen verheizen sich in ihrem eigenen Ofen oder werden von regnenden Eisentropfen zu Trümmerskulpturen gestaltet; maskenähnliche Metallgüsse mit Papptextur verbergen sich unter Schichten feiner Trompe-l’oeil-Malerei bzw. Blattgold. Das künstlerisch vielseitig ‚irritierte’ Material wird in der Ausstellung Troubling Matter für die Betrachter/innen folglich zugleich zur ‚irritierenden’ Angelegenheit, die in der Imagination jeder/s Einzelnen Fortsetzung oder Auflösung findet.
Michael Sailstorfer, 1979 in Velden geboren, lebt und arbeitet in Berlin. Seit seinem Studium an der Akademie der Bildenden Künste in München und am Goldsmiths College in London brachte er seine national und international viel beachtete konzeptuelle Vorgehensweise in zahlreichen Einzel- und Gruppenausstellungen an die Öffentlichkeit.